Liebe Patienten,
Ihr Arzt hat Ihnen Physiotherapie, umgangssprachlich Krankengymnastik (KG), verordnet. Im Folgenden wollen wir Ihnen in Kürze anhand einiger Praxisbeispiele darstellen, was sich hinter dieser Therapieform verbirgt.
Was ist Physiotherapie?
Physiotherapie ist in ihrer Gesamtheit auf die Harmonisierung der Bewegungen und Körperfunktionen gerichtet.
Sie beeinflusst sowohl physiologische wie pathophysiologische Lebensvorgänge. Ihr Ziel ist es, körpereigene Reaktionen zu steigern und somit körpereigene Heilungs¬prinzipien zu verstärken.
Die aus der Heilgymnastik hervorgegangene Physiotherapie ist im wesentlichen gekennzeichnet durch Anregung von Heilungsprozessen vorwiegend im Bereich des Bewegungsapparates. Die Anwendung verschiedener Therapieformen kann u. a. physiologische Vorgänge wieder herstellen, Fehlverhalten bei Alltagsbewegungen korrigieren, unausgewogene Muskelkraftverhältnisse ausgleichen und den Patienten ein „Handwerkszeug“ mit auf den Weg geben, aktiv und selbstständig diese Heilung voranzubringen und erneuten Problemen vorzubeugen.
Die Physiotherapie umfasst außerdem das gesamte Spektrum der physikalischen Therapien wie z.B. Thermo-, Hydro- und Elektrotherapie.
Wo hilft Physiotherapie?
Beispiel Ischias
Frau Brigitte J. ist Inhaberin einer Boutique. Seit einiger Zeit hat sie Rückenschmerzen, die jedoch plötzlich so heftig werden, dass sie sich kaum noch bewegen kann. Der aufgesuchte Orthopäde überweist sie in ein Krankenhaus, da sie wegen einer Medikamenten-Allergie eine Spritzen¬behandlung ablehnt. Aus dem Krankenhaus lässt sie sich nach drei Tagen entlassen, da auch hier, neben einem CT, lediglich eine Infusionstherapie angewendet wurde. Auf die hatte Frau J. jedoch heftig reagiert. „Ich dachte schon, ich müsste mein Geschäft aufgeben. Aber dann hat der Orthopäde im Krankenhaus mir Krankengymnastik verordnet Schon nach zwei Be¬handlungen konnte ich mein Geschäft wieder öffnen. Die Beschwerden lassen kontinuierlich nach. Wenn ich das vorher gewusst hätte.“
Beispiel Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall (Apoplex) benötigt Frau Brigitte W., 58 Jahre, Apothekenhelferin, einen Neurologen zur ambulanten Weiterversorgung nach ihrem Krankenhausaufenthalt. Doch dieser fragt Brigitte W., was sie von ihm wolle, er könne nichts machen und überhaupt: Was im Kopf kaputt sei, würde auch so bleiben. Eine Verordnung von neurophysiologischer Krankengymnastik verweigert er.
Sollte Frau W. in Zukunft ständig auf fremde Hilfe angewiesen sein?
Brigitte W. konsultiert ihren Hausarzt, der ihr Krankengymnastik verordnet. Seit Behand¬lungsbeginn merkt Frau W., wie ihrem Körper neue Wege aufgezeigt werden, sich trotz teil¬weise noch vorhande¬ner Lähmung wieder zu bewegen. Sie spürt ihr betroffenes Bein wieder, kann sicher stehen. Selbstständig führt sie neue Dinge aus, bei denen sie sonst auf Fremdhilfe angewiesen war und spart somit Krankenkassengelder für Hilfsmittel und Zugehfrau.
Beispiel Schulter-/ Nackenbereich
Herr Conrad S., 24 Jahre, Computerprogrammierer, hat seit drei Monaten Schmer¬zen im Schulter-Nackenbereich verbunden mit Schwindel und Kopfschmerzattacken. Sein behandelnder Arzt überweist ihn zum Augenarzt sowie zum Neurolo¬gen, schreibt ihn für zwei Wochen krank. Augenarzt und Neurologe jedoch können keine Diagnose stellen, seine Beschwerden nicht lindern. Durch Zufall erfährt er von der krankengymnastischen Therapie. Als er seinen Hausarzt darauf anspricht, verordnet dieser sechs Behandlungen Krankengymnastik – „ein Versuch“ –. Herr S. erlernt Muskeldehntechniken und macht Haltungsschulungen. Die Physiotherapeutin schließlich mobilisiert die Hals- und Brustwirbelsäule, so dass der Patient nach vier Anwen¬dungen bereits eine Erleichterung verspürt, die Beschwerden mit eigenen Übungen wesentlich geringer werden. Herr S. ist nun nicht mehr krankgeschrieben und geht wieder seiner Berufstätigkeit nach.
Beispiel „Zappelphilipp“
Die ersten Wochen in der Grundschule sind vorbei. Immer häufiger melden Lehrer, dass ein erheblicher Teil der Erstklässler unkonzentriert ist. Sie stören den Unterricht, nerven Lehrer und Mitschüler. Nicht selten sollen die Kinder zurück in die Vorschule, werden sogar als nicht schulfähig be¬zeichnet. Schon tauchen schwere Gewitterwolken auf, die Eltern Grund zur Sorge geben.
Häufig sind die Ursachen für das so genannte „Zappelphilipp-Verhalten“ in der Entwicklung zu sehen. Die Kinder haben Teilleistungsstörungen, die häufig im Bereich der Wahr¬nehmung liegen. Das eigene Ich und die direkte Umgebung des Kindes werden nicht real empfunden, die Kinder zeigen ein verändertes, häufig unruhiges Verhalten, um mit dieser Situation fertig zu werden. Im Bereich der Physiotherapie gibt es spezielle Therapeuten, die das Kind begleiten können, um den Umgang mit den veränderten Empfindungen zu erlernen, die Wahr¬nehmung zu entwickeln und das Verhalten des Kindes so zu beeinflussen, dass seine Umwelt mit ihm zufrie¬den ist. Lernen Sie, Ihr Kind zu verstehen. Es braucht Ihre Unterstützung. Nutzen Sie dazu den fach¬lichen Beistand eines erfahrenen Kinderphysiotherapeuten.
Fazit
Diese Beispiele stellen nur Auszüge aus der großen Palette der Hilfsmöglichkeiten durch den Einsatz physiotherapeutischer Behandlungsformen dar. Insbesondere im Vergleich zu Medikamenten haben alle physiotherapeutischen Leistungen den Vorteil, nebenwirkungsarm, zuwendungsorientiert und relativ kostengünstig zu sein.
Deshalb:
Jetzt und in der Zukunft:
Physiotherapie bleibt ein unverzichtbarer Baustein Ihrer Gesundheit!